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Finnisher Tanz
(valse plus triste)
Unten am Teich war heut nacht ein Tanz
Der Flüchtling war auch gekommen
Dass er betrachte die Gebräuche des Lands
Das ihn mitleidig aufgenommen.
Hühnerbrust schwang sich mit Ungeschlacht
In dem ächzenden Gewühle.
Der erstere hatte die Puste nicht
Der letztre die Taktgefühle.
Altes Weib tanzte mit jungem Weib
Das alte sprang tatsächlich höcher.
Das junge sprang um die Löcher herum
Das alte sprang über die Löcher.
Der Blinde führte den Krüppel zum Tanz.
Kriegskamaraden ! Man denke :
Der Blinde verlor sein gläsernes Aug
Und der Krüppel brach noch ein Gelenke !
Der Dienstherr schwang die Dienstmagd im Kreis
Teufel, wie er sie packte !
Er roch nach Schnaps und sie roch nach Schweiss
Sie kamen oft aus dem Takte.
Der Reichtum hopste mit der Justiz
Noch immer verliebte Gatten !
Sie hätten sich gern tief in die Augen gesehn
Und merkten, dass sie gar keine hatten.
Die Vaterlandsliebe und die Geduld
Tanzten am längsten von allen
Sie hielten sich, sah ich, innig umhalst
Sonst wären beide umgefallen.
Die Dummheit sprang mit der Armut um
Dass mir beinah die Tränen gekommen.
Die Dummheit blieb keinen Augenblick stumm
Und die Armut horchte beklommen.
Der Hunger führte die Arbeit an
Sie kannten sich nicht erst seit heute !
Sie kamen niemals aus dem Schritt
Waren alte Eheleute.
Geige spielte und Klarinett
Und ein Fotzhobel über den Teiche
Alle spielten eine Tanzmelodie
Aber nicht die gleiche.
Die Birken standen schaudernd herum
Und dem jungen Mond wurd es übel
Bei der zwanzigsten Runde kam es ihm hoch :
Er benutzte den Teich als Kübel.
Bertolt Brecht